ITS Weltkongress
Vom 11. bis 15. Oktober 2021 fand in Hamburg der 28. ITS Weltkongress statt.
Der ITS-Weltkongress ist eine jährlich stattfindende Konferenz und Messe zur Förderung von Intelligenten Verkehrssystemen. Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Automobil, ÖPNV, Logistik, IT und Telekommunikation treffen sich, um sich über zukünftige Mobilitätslösungen auszutauschen. In Hamburg haben sich 400 ausstellende Organisationen, 13.000 Fachbesucher und rund 4.000 Bürger am „Public Day“ beteiligt.
Bayern beteiligte sich mit einem Stand im gemeinsamen Messebereich der deutschen Länder und präsentierte unter anderem folgende Projekte:
DEFAS
Datendrehscheibe für mehr Reisekomfort
Im Zentrum der bayerischen Digitalisierungsstrategie im öffentlichen Verkehr steht DEFAS Bayern. Diese Datendrehscheibe für den öffentlichen Verkehr ist offen für alle Verkehrsanbieter und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Sie ist Grundlage neuer Services, zum Beispiel für ein bayernweites durchgängiges E-Ticketing, Mobility as a Service, Auslastungsprognosen und für die Meldung von Anschlusswünschen per App.

Straßenbauverwaltung 4.0 – Unser Weg in die Zukunft
Die Digitalisierung treibt uns als moderne Straßenbauverwaltung an, neue Wege zu beschreiten, offen für Innovationen zu sein und uns stärker zu vernetzen. Der Einführung von Building Information Modeling (BIM) als neue Arbeitsmethode kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. BIM wird künftig unseren Arbeitsalltag prägen und uns ganz neue Perspektiven in Bezug auf unsere Aufgaben eröffnen.
Auf der Grundlage digitaler Modelle eines Bauwerks werden die für seinen Lebenszyklus relevanten Informationen und Daten konsistent erfasst, verwaltet und in einer transparenten Kommunikation zwischen den Beteiligten ausgetauscht. Durch BIM erhalten alle Beteiligten Zugriff auf virtuelle Pläne, die Steuerung von Prozessen, umfangreiche Datenbanken und 3D- bis 5D-Bauwerksmodelle. Die Auftraggeber, planenden Ingenieure, Statiker und Baufirmen arbeiten kooperativ Hand in Hand. BIM wird sich zunehmend zum Standard für die gesamte Bauindustrie entwickeln.
Um Daten in diesen umfassenden Prozess optimal zu integrieren, sind sie im Sinne eines Building Information Modeling strukturiert zu beschreiben und entsprechende Festlegungen projektübergreifend anzuwenden. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat im Dezember 2015 mit dem Stufenplan "Digitales Planen und Bauen" einen weitreichenden Impuls für die Implementierung der Methode BIM im Bundesfernstraßenbau gegeben. Der Stufenplan wird durch den Masterplan BIM im Bundesfernstraßenbau konkretisiert, der vom BMVI gemeinsam mit der Autobahn GmbH des Bundes, den Auftragsverwaltungen der Länder und dem Nationalen BIM-Kompetenzzentrum "BIM Deutschland" entwickelt wurde und die Verwaltungen auf ein gemeinsames mittelfristiges Ziel ausrichtet: den flächendeckenden Einsatz von BIM nach bundesweit einheitlichen Rahmenbedingungen.
In Bayern wurde der Masterplan BIM für die Bundesfernstraßen adaptiert und in eine Bayerische BIM-Strategie im Straßen- und Brückenbau eingearbeitet. Die BIM-Strategie wird im Bayerischen BIM-Leitfaden dargelegt und ist nicht statisch, sondern reagiert agil auf strategische Vorgaben, technologische Entwicklungen und Erfahrungen aus der Praxis. Bis Anfang 2022 soll an jedem Staatlichen Bauamt ein BIM-Projekt implementiert werden. Jedes Bauamt soll somit erste BIM-Erfahrungen sammeln und sich ein besseres Bild von der Methodik machen können.

Landesverkehrsmodell Bayern (LVM-By)
Das Landesverkehrsmodell Bayern (LVM-By) ist eine digitale Planungsplattform für alle Mobilitätsträger. Das bedeutet, dass dieses Verkehrsmodell das „System Verkehr“ mit Hilfe von Computerprogrammen als digitalen Zwilling nachbildet. Dies ist notwendig, da empirisch erhobene Verkehrsdaten (z. B. Verkehrszählungen, Mobilitätsstudien und Floating Car Data) nur die Ist-Situation zeigen. Durch die Verkehrsmodellierung können mit den vorhandenen Daten auch geplante, zukünftige Maßnahmen, Szenarien oder Prognosen bewertet werden. Anders als mit mikroskopischen Modellen, die kleinräumig einzelne Fahrzeuge und Fußgänger mit individuell zugewiesenen Charakteristiken abbilden, beschäftigt sich das Landesverkehrsmodell Bayern mit der makroskopischen, also der übergeordneten Betrachtung.
Das durch die Zentralstelle Verkehrsmanagement (ZVM) aufgebaute und betreute Landesverkehrsmodell Bayern ermöglicht eine einheitliche Planung, die auf einer offiziellen Datengrundlage basiert und damit widerspruchsfreie, verkehrsträgerübergreifende und für die Öffentlichkeit transparente Berechnungen ermöglicht. Auch die Auswirkungen auf die Umwelt können ausgewiesen werden. Für das Landesverkehrsmodell Bayern erfolgt regelmäßig eine zentrale Aktualisierung und Fortschreibung, wobei als Datengrundlage ganz Europa abgebildet wird, da in Bayern der großräumige Transitverkehr eine wichtige Rolle spielt.
Die Vielzahl an Daten, die in das Modell eingehen, werden heute als „Big Data“ bezeichnet. Auch das Verhalten des Personen- und Güterverkehrs sowie die Raumstruktur werden neben dem Verkehrsangebot (Individualverkehr und Öffentlicher Verkehr) berücksichtigt. Aus diesen Eingangsdaten werden mit Hilfe künstlicher Intelligenz verkehrliche Kenngrößen (z.B. die Verkehrsbelastung oder Ein- und Aussteiger an Haltestellen) berechnet.
BAYERNINFO
Verkehrsinformationen für Bayern
BayernInfo sammelt die wichtigsten Informationen zum Verkehr in Bayern und stellt diese unter bayerninfo.de und als App öffentlich zur Verfügung. Das Angebot umfasst Informationen zu Staus, Baustellen und Verkehrskameras sowie zu allen Haltestellen des öffentlichen Verkehrs und zum Parken. Darüber hinaus bietet der multimodale Bayerninfo-Routenplaner Empfehlungen für Pkw, ÖV, P&R, Rad- und Fußwege mit Echtzeitinformationen. Die Daten stehen über den Mobilitätsdaten-Marktplatz (MDM) auch für Anbieter von Navigationssystemen und andere Anwendungen bereit.

TEMPUS
Münchner Testfeld für automatisiertes Fahren
Im Projekt TEMPUS errichtet der Freistaat Bayern mit der Landeshauptstadt München und weiteren Partnern ein Testfeld für automatisiertes und vernetztes Fahren im Münchner Norden. Ein Schwerpunkt ist die Übertragung von Schaltzeiten von Lichtsignalanlagen auf automatisierte und vernetzte Fahrzeuge. Dafür werden unter anderem 22 Ampelkreuzungen des Freistaates so aufgerüstet, dass die Schaltzeiten für eine "Virtuelle Grüne Welle" genutzt werden können.

C2VBA
Aktuelle Daten aus Verkehrsbeeinflussungsanlagen
Im Projekt C2VBA werden die aktuellen Anzeigen von Verkehrsbeeinflussungsanlagen für Anwendungen im Fahrzeug bereitgestellt. Aus den Streckenbeeinflussungsanlagen können zum Beispiel dynamische Tempolimits und Warnungen für Fahrerassistenzsysteme genutzt werden. Zudem können lokale oder großräumige Umleitungsempfehlungen in die Navigationssysteme übernommen werden. Die Daten stehen über den Mobilitätsdaten-Marktplatz (MDM) bereit.

KOLONNENPARKEN
Telematisch gesteuertes Lkw-Parken
Telematische Systeme zur Parkraumnutzung bieten durch intelligente Sortierung bei gleicher Nutzfläche circa 50 Prozent mehr Parkstände. Dies erfolgt anhand von Nutzerangaben zur Abfahrtszeit und Länge des Fahrzeuges. Aus diesen Angaben und den bereits belegten Parkständen ermittelt ein Algorithmus die Parkposition. Dem Lkw-Fahrer wird die anzufahrende Reihe mittels Wechselverkehrszeichen angezeigt.

ARBIS
Arbeitsstellenintegrationssystem des Freistaats Bayern
ArbIS hält sämtliche relevante Daten zu Arbeitsstellen auf dem Netz der Bayerischen Staatsbauverwaltung und darüber hinaus vor. Das System bildet das Rückgrat für die Abstimmung der Planungen zwischen Staatlichen Bauämtern und der Autobahn GmbH sowie Landkreisen und Kommunen und erfasst Ausführungsdaten der Arbeitsstellen in Echtzeit.
Die Daten werden an Bayerninfo zum Zwecke der Verbreitung als Verkehrsinformationsdaten übermittelt und unter anderem von namhaften Navigationsprovidern und Automobilherstellern aufgenommen.
