Megastudie über Mobilität in Bayern veröffentlicht

München, 27. Juni 2019 (stmb). Eine neue Mobilitätsstudie zeigt, wie sich die Menschen in Bayern bewegen. Insgesamt wurden in Bayern dafür 100.000 Personen befragt, die in einer Zeitspanne von mehr als einem Jahr rund 300.000 Wege zurückgelegt haben.

Logo der Studie "Mobilität in Deutschland"
© infas GmbH

Für Bayerns Verkehrsminister Dr. Hans Reichhart ist der gewaltige Datenschatz eine Kompassnadel, die der künftigen Verkehrsplanung hilft, den richtigen Weg einzuschlagen.  "Mobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Und sie befindet sich gerade in einem starken Wandel. Für uns heißt das: Mobilität nicht einschränken, sondern weiter verbessern und vereinfachen", sagte Reichhart heute auf der Pressekonferenz im Verkehrsministerium. Die Studie zeige besonders den Unterschied zwischen den Städten und den ländlichen Regionen. Während die Menschen in den Ballungsräumen immer öfter auf das Auto verzichten, ist der ländliche Raum laut Reichhart nach wie vor sehr stark auf das Auto angewiesen. "Wir wollen alle Verkehrsmittel im Blick haben und nicht das eine gegen das andere ausspielen. Es gibt auch nicht das eine Verkehrskonzept, das überall in Bayern passt. Deswegen wollen wir den Kommunen einen Werkzeugkasten an die Hand geben, aus dem sie sich bedienen können. Wir haben jetzt verlässliche Daten und wissen, wie sich die Menschen in den Regionen bevorzugt fortbewegen. Auf dieser Grundlage kann jetzt von den Kommunen und Landkreisen das Angebot passgenau verbessert werden", so der Verkehrsminister.

Reichhart: „Studie ist Kompassnadel für künftige Verkehrsplanung“

Auch müsse jeder selbst sein Verkehrsverhalten hinterfragen, bevor er mit dem Finger auf andere zeige. "Mobilität geht uns alle an! Jeder muss wissen, dass er mit seiner Entscheidung für ein Verkehrsmittel das Angebot steuert", sagte Reichhart heute. So zeige die Studie beispielsweise, dass jeder dritte Schüler mit dem Auto zur Schule gefahren wird und nicht den Schulbus oder das Fahrrad nimmt. Das produziere laut Reichhart unnötigen Stau vor den Schulen. "Der Stau entsteht nicht einfach so. Wir sind alle selbst Stauverursacher. Das muss uns bewusst sein." Der Freistaat fördert die Anschaffung von ÖPNV-Linienbussen mit mindestens 30 Millionen Euro jährlich, 2018 sogar mit fast 56 Millionen Euro. Davon profitieren auch Schüler, die den ÖPNV für den sicheren Weg zur Schule nutzen.

Erfreulich findet Reichhart die Zahlen zum Radverkehr. "Wir stehen bundesweit gut da. Die bayerischen Städte schneiden in der Statistik gut ab. Fahrradfahren ist beliebt. Das bestärkt uns darin, dass unser Radverkehrsprogramm den Nerv der Zeit getroffen hat", sagte Reichhart. In Erlangen, der bayerischen Radlhauptstadt, liegt der Radverkehrsanteil beispielsweise bei 28 Prozent, auch die Landeshauptstadt München schneidet mit einem Radverkehrsanteil von 18 Prozent gut ab. Für den Verkehrsminister dennoch kein Grund, die Füße hochzulegen. "Auch in den ländlichen Regionen sehen wir eine neue Entwicklung. Durch die E-Bikes werden immer weitere Strecken mit dem schnellen und vergleichsweise umweltfreundlichen Antrieb zurückgelegt", sagte Reichhart. So erhöht sich die durchschnittlich zurückgelegte Wegstrecke mit dem E-Bike im Vergleich zum Fahrrad von 5,1 auf 7,3 Kilometer (+ 43 Prozent) Deshalb will Reichhart verstärkt Fahrradwege entlang der Staatsstraßen bauen. "Das ist nicht nur ein Plus für die Verkehrssicherheit, sondern gut für die Gesundheit. Wer sich bewegt, bleibt fit."

Bundesweit mehr als 300.000 Personen für umfangreiche Studie befragt, davon 100.000 in Bayern

Die Studie "Mobilität in Deutschland" basiert auf einer bundesweiten Befragung von Haushalten zu ihrem alltäglichen Verkehrsverhalten im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums. Erstellt hat die Studie das Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH (Infas) in Kooperation mit dem Institut für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und dem Büro IVT Research GmbH. Alleine der Freistaat Bayern hat sich mit rund einer Million Euro an der Studie beteiligt und ist damit einer der größten regionalen Auftraggeber. Für Reichhart ist das eine gute Basis und bildet für die nächsten zehn Jahre eine wertvolle Grundlage für künftige Verkehrsplanung. Reichhart: "Durch diese Investition haben wir – im Gegensatz zu anderen Regionen in Deutschland – eine bemerkenswerte Datenfülle. Diese erlaubt es uns sogar, die Ergebnisse der Studie regional bis auf die Ebene einzelner kreisfreier Städte und Landkreise herunter zu brechen. Das ist einzigartig in Deutschland."

Die letzten beiden Studien wurden im Jahre 2002 und 2008 veröffentlicht. In der dritten und aktuellen Studie 2017 erhob das Forscherteam in der Zeit von Mai 2016 bis September 2017 stichprobenartig die Daten und befragte bundesweit mehr als 300.000 Personen, die über 960.000 Wege an dem jeweiligen Stichtag berichteten.